Alleebaumsichtung an der LVA Quedlinburg

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Baumverankerungen

Bäume benötigen für ein gesichertes Anwachsen am Endstandort eine geeignete Anwachshilfe aus Verankerung und Bindung. Um den Verpflanzstress für den Baum so gering wie möglich zu halten, müssen die eingesetzten Materialien baumfreundlich und funktionssicher sein. Ihre Dimensionierung ist abhängig von der Baumgröße, der Pflanzqualität (Stammumfang = STU, Ballen- bzw. Wurzelware) und dem Standort.

In der Praxis wird oft verkannt, daß die auftretenden Windlasten in stark befahrenen Stadtstraßen und Ortsdurchfahrten infolge von ständig wechselnden Verkehrsbewegungen durchaus mit denen an Landstraßen vergleichbar sind. Baumpflanzungen an diesen Standorten müssen demzufolge genauso dimensioniert verankert werden.

Gemäß DIN 18 916 muß die Verankerung mindestens 2 Jahre voll funktionsfähig bleiben. Bei größeren Bäumen ab STU 20/25 oder windexponierten Lagen sind längere Standzeiten empfehlenswert.

Ein frisch gepflanzter Straßenbaum ist aufgrund seines durch Rodung reduziertes Wurzelvolumens nicht in der Lage, auftretende und wechselnde Windlasten störungsfrei aufzunehmen. Diese Kräfte und Hebelbewegungen müssen zunächst über die Bindung und Verankerung abgeleitet werden, ohne Verletzungen zu verursachen. Die Baumverankerung gleicht gewissermaßen das statische Defizit des Baumes aus. Bei mangelhafter Verankerung kommt es infolge des ständigen Abreißens neu gebildeter Faserwurzeln zu einer gestörten Wurzelentwicklung, zur Schwächung des Baumes bis hin zur Gefährdung des Anwachserfolges.

Nach Erfüllung der Verankerungsfunktion wird es in der Praxis leider oft vergessen, die Verankerungen umgehend abzubauen, so daß nachträglich durch verschlissene Verankerungs­teile unnötige Baumschäden entstehen!

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Der 3-Bock

Von allen geprüften Verankerungen mit Holzpfählen kann für Straßenstandorte ausschließlich der 3-Bock bzw. bei entsprechender Ballengröße der 4-Bock empfohlen werden. Nur diese Verankerungsart erbrachte in Verbindung mit einem geeigneten Baumbindematerial und fachgerechter Arbeit eine gute Funktionserfüllung und Baumschonung.

Leider werden in der Praxis oft die Mindestanforderungen der DIN nicht eingehalten, so dass Verankerungen statt Nutzen vielfach nicht wieder gutzumachende mechanische Stammver­letzungen verursachen. Zu kritisieren ist hauptsächlich, dass bei Hochstämmen bis 2,5 m die Pfähle bzw. Bockgerüste nicht wie vorgeschrieben 10 - 25 cm unter dem Kronenansatz abschließen. Entweder sind die Pfähle viel zu kurz oder sie ragen in die Baumkrone und scheuern. Des weiteren werden die Pfähle oftmals ungenügend tief in den Boden geschlagen (Mindestmaße: bei Pfählen innerhalb der Pflanzgrube 30 cm in den ungelockerten Boden, außerhalb der Pflanzgrube 50 cm in den ungelockerten Boden!), so dass die Stabilität der Verankerung von vornherein minderwertig ausfällt.

Bei den 3- und 4-Bockgerüsten hat sich ein leichtes Heranziehen der Pfähle bei der Vernagelung der Querriegel zu einem gleichseitigen Drei- bzw. Viereck bewährt (höhere Stabilität). Jedes Querholz muß mindestens mit 2 Nägeln/Pfahl verrutschungsfest gesichert sein. Eine sichere Lösung bietet auch die Verschraubung mittels Akkuschrauber.

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Die Einzelpfahlsicherungen

Die 1-, 2- und 3-Pfahlsicherungen (ohne Querriegel) erwiesen sich für Straßenbaumpflanzungen außerorts und an vergleichbaren Standorten innerorts als ungeeignet. Diese Sicherungen sollten nur für kleinkronige oder schwachwachsende Arten bis STU 14/16 an geschützten Pflanzstellen verwendet werden.

An Straßenstandorten kommt es bei den genannten Verankerungsmethoden unter Windlast besonders bei vollbelaubter Krone immer zur wechselnden Schräglage des Baumes. Dadurch werden die Einzelpfähle kontinuierlich gelockert, mit der Bindung zum Baum gezogen und können irreversible Scheuerstellen am Stamm verursachen.

An mehreren Versuchsstandorten führte das zum Absterben des Baumes oder zum Stammbruch an dieser Stelle. Selbst gut geeignete Baumbindematerialien konnten an diesen Pfahlsicherungen in ungeschützten Lagen keine befriedigenden Ergebnisse erbringen.

Ein zweites Anbinden des Baumes in ca. 1 m Höhe über dem Erdboden kann die beschriebene Situation weder verhindern noch verbessern. Deshalb wird diese in der Praxis häufig angewendete „Zusatzmaßnahme“ als entbehrlich eingeschätzt.

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Der 2-Bock

Der 2-Bock (2 Pfähle mit 1 oder 2 Querlatten verbunden) stellt eine nicht vertretbare Variante dar, die außerdem die meisten Möglichkeiten von Verarbeitungsfehlern in sich birgt. Da der Stamm dicht am Querholz anliegt, muß die Bindung sehr fest um den Stamm (Polsterung), das Querholz und zu den Pfählen angebracht sein. Auf Dauer droht das Durchscheuern der Rinde am Querholz. Das Einwachsen der Bindung ab dem 2. Standjahr kann nur durch erhöhten Nacharbeitungsaufwand verhindert werden. Auch der Kontrollaufwand liegt bei allen genannten Verankerungsmethoden gegenüber dem 3-Bock deutlich höher.

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Unbehandelte Holzpfähle

Bei einem Einsatz von unbehandelten, geschälten Holzpfählen, der aus ökologischer Sicht seit Jahren gefordert und vielfach praktiziert wird, muss auf deren Mindestzopfstärke (Durchmesser) geachtet werden. Gemäß der vorliegenden Versuchsergebnisse ergeben sich für Bäume bis 16 cm STU Pfahlstärken ab 8 cm Æ, über 16 cm STU ab 10 cm Æ, um eine gesicherte 2jährige Haltbarkeit zu gewährleisten. Unter diesen Maßen besteht eine nachgewiesene akute Pfahlbruchgefahr durch Fäulnis (besonders bei schweren, feuchten Böden) in Verbindung mit starken Windbelastungen.

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Baumbindematerialien

Im Rahmen der Versuchsarbeit des Fachbereiches Garten- und Landschaftsbau werden die unterschiedlichsten Baumbindematerialien und –methoden geprüft. Entsprechend der DIN 18 916 dürfen weder die Art der Verbindung zum Stamm noch das Material selbst Verletzungen oder Einschnürungen der jungen Rinde verursachen. Die Bindung muß am Pfahl verrutschungsfest fixiert sein und während der gesamten Verankerungszeit voll funktionsfähig bleiben. Die Setzung eines frisch gepflanzten Baumes sollte durch einen leicht schrägen Einbau des Bindegutes ausgeglichen werden. Nach 4 Versuchsjahren können bisher 20 Natur- und 39 synthetische Baumbindefabrikate ausgewertet werden. Z. T. befinden sich darunter materialgleiche Bindungen verschiedener Hersteller bzw. Anbieter, die sich durch Färbung oder Auflagebreite voneinander unterscheiden.

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Naturfaserbindungen aus Kokosfasern

Alle getesteten Naturfaserbindungen können 100%ig verrotten, so dass nach ihrer Verwendung im Gegensatz zu den synthetischen keine zusätzlichen Entsorgungsaufwendungen entstehen.

Grundsätzlich haben sich bei den verrottbaren Produkten Bindungen aus Kokosfasern sehr gut bewährt. Dieses Material bringt alle notwendigen Voraussetzungen für eine gute Funktionserfüllung und Schonung der Baumrinde mit und kann universell eingesetzt werden. Bedingt durch langlebige Einzelfasern sind die Kokosbindungen über Jahre gut wetterbeständig, haltbar und strukturstabil. Durch die Luftdurchlässigkeit des Materials trocknet die Bindung und die Auflagestelle am Stamm gut ab, so dass kein dauerhaft feuchtes Milieu entsteht.

Aufgrund der natürlichen Rauhheit der Fasern rutschen Kokosbindungen bei einem fachgerechten Einbau am 3-Bock nicht am Stamm herunter. Dies gilt sowohl für rauhe Rindenoberflächen, z. B. bei Corylus colurna, als auch für relativ glatte, z. B. bei Fraxinus oder Acer.

Beim Einbau muss besonders darauf geachtet werden, dass am Stamm genügend Raum für das im 2. Standjahr beginnende Dickenwachstum des Baumes belassen wird, da sich das Material über Jahre hinweg auch bei extremem Feuchte- bzw. Temperaturwechsel (Frost, Hitze) nur geringfügig dehnt.

Bei Nichtbeachtung kommt es zu gefährlichen Einschnürungen mit nachfolgender Kerbenbildung. Unter- und oberhalb der Bindung entstehen zunehmend Gewebewülste, die allmählich die Bindung überwachsen. In einem solchen Fall muß die Bindung umgehend gelockert werden. Bei einem dauerhaften Verbleib entsteht ein statischer Schwachpunkt, der bei Praxispflanzungen mehrfach zu Stammbrüchen an dieser Stelle führte.

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Der Kokosstrick

Die beste Gesamtbewertung aller getesteten Baumbindungen erhielt der altbewährte Kokosstrick (aus Kokosgarn in 2 Stärken gedreht). Bei Bäumen bis STU 16/18 genügt die mittelstarke Variante, ab STU 18/20 die starke Ausführung, wenn sie am 3-Bock (4-Bock) jeweils viermal um jeden Pfahl und dem Baumstamm gelegt und dazwischen vielfach umwickelt wird (= Ab­standhalter). Die Bindung muss dicht unter- oder oberhalb des Querholzes am Pfahl angebracht und mittels Krampen oder Nägel fest fixiert sein. In der Praxis sieht man leider häufig, dass diese Materialien aus Bequemlichkeit in Brusthöhe des Ausführenden gebunden werden. Die Folgen sind stärkere Pendelbewegungen der belaubten Krone und Stammbeschädigungen an den höhersitzenden Querhölzern. Eine weitere Unsitte der Praxis, die im übrigen für alle Baumbindungen gilt, ist das Befestigen des Bindegutes am Querholz. Dies ist grundsätzlich abzulehnen, da sich im Laufe der Verankerungszeit alle verrottbaren aber auch die meisten synthetischen Produkte an den relativ scharfen Kanten der Halbrundlatten oder Kanthölzer durchscheuerten. Die minimale Kostenersparnis beim Bindegut steht in keinem Verhältnis zu den dann notwendigen Nacharbeiten bzw. Baumschäden im Versagensfall der Bindung.

Ein oftmals von Auftraggebern bzw. Landschaftsgärtnern geäußerter Vorbehalt gegenüber dem Kokosstrick besteht im Durchhängen bzw. Rutschen am Stamm, so daß entsprechend nachgearbeitet werden muß. Ursache dafür sind im Regelfall Verarbeitungsfehler. Vielfach wird der Kokosstrick zu schräg eingebaut, die Sackung des Baumes wird überschätzt und somit ist die Bindung zu lang und rutscht allmählich am Stamm herunter. Auch der gebundene Abstandhalter ist oftmals falsch bzw. zu locker ausgeprägt. Ein geschickter Baumpfleger nutzt zudem die natürlichen Gegebenheiten am Stamm (z. B. über alten Astansätzen) als Bindungsauflage.

Diese Bemerkungen machen deutlich, dass für eine optimale Funktionserfüllung einschließlich des besten ästhetischen Gesamteindruckes der Kokosstrickbindungen eine handwerklich akkurate Arbeit Grundvoraussetzung ist, so dass für diese Aufgabe nur geschulte und erfahrene Facharbeiter in Frage kommen!

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Der Kokosflechtzopf

Kokosflechtzöpfe (geflochtenes Kokosgarn) werden von verschiedenen Firmen 5-, 7- und 9-fädig mit einer entsprechenden Stärke von ca. 15, 18 und 22 mm angeboten (Produkte: z. B. HASTEC, RECULTEX, TerraSafe).

Gemäß der Produktinformationen wird der Flechtzopf nur einmal um den Stamm gelegt, mehrfach verdrillt und fest am Pfahl fixiert. Die Dimensionierung des Bindegutes muss sich vor allem nach der Pflanzqualität richten. Die 5fädige Variante darf nur bei Bäumen bis STU 14/16 in geschützten Lagen eingesetzt werden, da sonst ihre Belastungsgrenze überschritten wird und die Bindung reißt. Bei Bäumen mit STU ab 20/25 sollte der 9-fädige Flechtzopf verwendet werden.

Nachteilig wirkte sich bei allen Versuchsvarianten die geringe Stammauflage bzw. Bindungs­breite aus, die in Windlagen zwangsläufig zum Rutschen am Stamm und wiederholt notwendiger Nacharbeit führte. Deshalb wird empfohlen , Flechtzöpfe am Stamm doppelt breit gelegt einzubauen oder sie analog dem Kokosstrick mit gebundenem Abstandhalter zu verarbeiten. Diese Methoden weisen dann eine hervorragende Funktionssicherheit auf, sind aber von den Herstellern nicht so vorgesehen. Bei beiden Varianten sinkt die Verrutschungsgefahr entscheidend. Allerdings geht damit auch der Kostenvorteil (Materialbedarf und Verarbeitungszeit) gegenüber dem Kokosstrick verloren.

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Weitere Naturfaserbindungen

Alle anderen Naturfaserprodukte aus verrottbaren Materialien erwiesen sich bislang als ungeeignet, da sie auf Dauer nicht ausreichend haltbar sind. Dazu zählen alle Baumbänder aus Baumwolle (20 und 35 mm Breite) und die Öko-Baumbinder (30 und 45 mm Breite) aus gitterartigem Jute-/Baumwollgewebe, die sich wegen Materialschwäche stark dehnten, verrutschten und bereits nach wenigen Wochen rissen. Der Baumgurt 50-natur (50 mm Breite), bestehend aus einem festgewebtem Baumwollgewebe, vermorschte zunehmend und riss an der Stammauflage im 2. Standjahr. Ebenso ausgetauscht werden mußten wie die Baumgurte aus Jutegewebe (40, 45, 50 mm Breite). Diese dehnten sich ebenfalls zu stark, rutschten und rödelten sich z. T. auf. Wiederholte Prüfungen auch an Praxisstandorten erbrachten die gleichen Ergebnisse.

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Synthetische Baumbindematerialien

Gegenüber den Bindungen aus Kokosfasern schneiden alle synthetischen Produkte schlechter ab, da ihre Gebrauchswerteigenschaften nicht an das Kokosmaterial heranreichen. Eine Reihe von Produkten sind zur Anbindung von Straßenbäumen völlig ungeeignet, da sie die Jungbäume bereits nach kurzer Zeit stark schädigen. Das Recycling oder. eine Wiederverwendung ist nur bei wenigen Materialien gesichert bzw. möglich. Bisher bieten nur zwei Firmen eine kostenlose Rücknahme gebrauchter Bindungen an.

Generell ist wie bei den verrottbaren Materialien ein fachgerechter Einbau am 3-Bock unabdingbare Voraussetzung zur Funktionserfüllung. Bei Einzelpfahlsicherungen kommt es analog zu den Naturfaserbindungen häufig zum Verrutschen am Stamm und zu Schräglagen des Baumes.

Alle Fabrikate sind mit Ausnahme des „LIBRE-Seiljungbaumhalters“ und des „-System­jungbaumhalters“ – beides Materialkombinationen aus metallischen und textilen Bauteilen leicht zu handhaben und gut von jedermann zu verarbeiten. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Materialkosten pro 3-Bock. Daraus ist zu ersehen, dass Kokosfaserbindungen zu den preiswertesten gehören. Auch ihre Verarbeitungszeiten sind gegenüber den meisten synthetischen Fabrikaten vergleichbar. Aus diesen Gründen ist es nicht gerechtfertigt, synthetische Baumbindematerialien vorzuziehen.

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„DAS BAND“ und „ELASTOFIX“

Innerhalb der großen Gruppe synthetischer Bindematerialien kann dem „BAND“, bestehend aus grünem PVC, noch die annehmbarste Eignung bescheinigt werden. Es wird in 4 Breiten angeboten, wobei für Straßenbäume je nach Baumart und Pflanzqualität nur die 30 mm und 50 mm breiten Varianten zu empfehlen sind. Das als einfache Schlaufe ohne Abstandhalter um Stamm und Pfähle gelegte Band ist dauerhaft elastisch bzw. dehnfähig und kann problemlos schräg einge­baut werden. ”DAS BAND” passt sich auch bei Sackung des frisch gepflanzten Baumes auf ganzer Breite dem Baumstamm an und ist in der Lage, dem Druck des zunehmenden Dicken­wachstums nachzugeben, ohne Abdrücke bzw. Kanten auf der Rinde zu verursachen. Durch die Sonneneinstrahlung verblasst das Material zunehmend und beginnt nach 3 Vegetationsjahren von den Rändern her zu verspröden, so dass eine Wiederverwendbarkeit ausgeschlossen ist.

Verwendbar ist auch das schwarze elastische Gummiband ”ELASTOFIX”, das von 10 – 80 mm Breite verarbeitbar ist. Das Material kann als einfache Schlaufe oder wie vom Hersteller vorgesehen als verdrillte Bindung (analog dem Kokosflechtzopf) eingebaut werden. Unabhängig vom Einbauwinkel und Baumwachstum passt sich das Material auf ganzer Breite schonend an. Für Straßenbäume kommen Materialbreiten erst ab 40 mm in Frage, darunter besteht Reißgefahr.

Falls aus Sicherheitsgründen größere Breiten vorgesehen sind, sollte das Gummiband an den erkennbaren Materialfalzen auf 40 mm Breite zusammengeklappt werden, da nur so ein Verdrillen möglich ist. Wegen der größten Elastizität aller handelsüblicher Bindungs­materialien muss beim Einbau relativ stark vorgespannt werden, um die Baumbewegungen im gewünschten Toleranzbereich zu halten. Dabei darf ”ELASTOFIX” entgegen der Produktinformation auf keinen Fall vorübergehend oder dauerhaft getackert werden, da es bei Belastung an diesen Stellen durchreißt.

Als sehr nachteilig wirkt sich bei den beiden letztgenannten Fabrikaten die Luftundurchlässigkeit der Materialien aus. Die eintretende Feuchtigkeit zwischen Stamm und Bindung trocknet beim ”BAND” nur sehr verzögert, bei ”ELASTOFIX” gar nicht ab. Es entsteht an der Bindungsauflage am Stamm ein dauerfeuchtes Milieu. Bei glattrindigen Baumarten führte das zur intensiven Schwarzfärbung der Baumrinde. Bei Alnus und Fraxinus wurden vereinzelt Rindeninfektionen nachgewiesen. Bei grober strukturierten Baumrinden wie z. B. bei Corylus colurna, Liquidambar oder Acer campestre gab es keine Probleme. Die generelle Einsetzbarkeit bei allen Baumarten erscheint fraglich.

In diese Bindergruppe gehört auch das REEKU-Band (40 mm Breite) aus schwarzem PVC mit einem Abstandshalter gleichen Materials.

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Synthetische Baumgurte

Bei den synthetischen Gurtbändern sind bisher 9 Fabrikate von 4 Herstellern bzw. Anbietern ge­testet worden. Sie unterscheiden sich durch Breite (30 – 52 mm), Farbe und Verarbeitung ( z. B. die Einlage von Draht ) voneinander. Je nach vorgeschriebenem Zubehör des Herstellers ist die Montage unterschiedlich aufwendig. In der Regel kann das Gurtband nur als einfache Schlaufe eingebaut werden. Ein Hersteller bietet einen Abstandhalter aus Gummi an, der jedoch nach wenigen Monaten bricht und abfällt. Bei einer anderen Firma wird ein Abstandhalter in Form eines Flachschlauches aus gleichem Material mitgeliefert, der auch als zusätzlicher Stammschoner vorgesehen ist. Die Verarbeitung dieses Schoners ist besonders bei kalter Witterung zeitaufwendiger, da er nach dem Zuschnitt über das Gurtband eingefädelt werden muss. Nach dem Einbau verrutschen die Schoner durch die Pendelbewegungen der Baumkrone häufig entlang des Gurtbandes. Ohne wiederholte Nacharbeit führt das zur Funktionslosigkeit dieses Teiles.

Die Vorteile aller Gurtbandprodukte liegen in ihrer absoluten Reißfestigkeit und Witterungsbeständigkeit, die eine Wiederverwendbarkeit ermöglichen. Des weiteren sind die Gurte offenporig und luftdurchlässig, so daß der Stammbereich unter der Bindung gut und zügig abtrocknen kann.

Alle Baumgurte sind absolut unelastisch, nicht nachgebend und glatt. Sie müssen sehr straff und waagerecht eingebaut werden, um nicht am Stamm herunterzurutschen. Bei einem schrägen Einbau passt sich das relativ steife Material schlecht dem Baumstamm an, es kommt zur Tütenbildung. Die auftretenden Zugkräfte verlagern sich auf den Gurtrand. Durch den Kantendruck entstehen gefährliche Scheuerstellen am Stamm.

Nach einem waagerechten Einbau kommt es infolge der Setzung des Baumes wiederum zur Tütenbildung, so dass Gurtbindungen schon nach kurzer Zeit nachgearbeitet werden müssen. Ein weiterer Nachteil besteht in der dauerhaft starren Einbindung des Jungbaumes. Die zunächst günstige Ruhigstellung in der Anwachsphase wird mit beginnendem Dickenwachstum problematisch. Es kommt v. a. bei stark wachsenden Baumarten (Acer, Fraxinus, Robinia, Ulmus u. a.) innerhalb weniger Wochen zur zunehmenden Verengung der Bindung und Einschnürung der Rinde sowie zu Wulst- und Rissbildungen unter- und oberhalb des Bindungsbereiches, die ein sofortiges Lockern erfordern. Deshalb können Gurtbänder nur bei langsam und schwachwachsenden Arten (z. B. Quercus, Crataegus, Sorbus, Prunus) gut eingesetzt werden. Neben dieser Beeinträchtigung des Dickenwachstums und der angesprochenen Scheuer­problematik wird auch die Selbststabilisierung des Baumes am Endstandort (z. B. Anpassung an wechselnde Windlasten) durch entsprechende Wurzelbildung und Steigerung der Holzfestigkeit des Stammes behindert.

Die Entfernung starrer Gurtbandverbindungen am 3-Bock nach 2 – 3 Jahren führte bei verschie­denen Baumarten zu nachfolgenden Schräglagen.

Um den aufgezeigten Nachteilen synthetischer Gurtbänder abzuhelfen, hat ein Gurtbandhersteller, zwei neuartige Baumgurte entwickelt, die gemäß Firmenangaben eine 10 bzw. 15%ige Dehnfähigkeit aufweisen sollen. Es wurde vereinbart, auch diese Produkte im Rahmen der laufenden Versuchsarbeit unter Praxisbedingungen zu testen.

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Weitere synthetische Materialien und –kombinationen

Alle weiteren Fabrikate sind für Straßenbaumpflanzungen nicht zu empfehlen.

Zur kurzzeitigen Anbindung, z. B. beim Einschlag von Bäumen ist der Baumbinder „Hostalenstrip“ (30 und 45 mm Breite) aus grünem Polyäthylen geeignet, da er sehr schnell verarbeitbar und kostengünstig ist. Der Binder besitzt eine gitterartige Struktur, die unter Windlast nicht formstabil bleibt. Das Material schiebt sich zusammen und dehnt sich, ohne Scheuerstellen zu verursachen. Bei stark wachsenden Baumarten kam es im 2. Standjahr mehrfach zum Reißen der Bindung.

Die geprüften „Kettenbinder Größe 2“ und „-5“ (14 und 25 mm Breite), „AJD“ (25 und 50 mm Breite), “Rainbow” (25 mm Breite) sowie die „HEWI“-Baumbinder (24 und 50 mm Breite) aus massiven Kunststoffen müssen als ungeeignet eingeschätzt werden. Entweder reißen zu schmale Materialien („Kettenbinder Größe 2“, „AJD“) oder die Bindungen scheuern stark durch ihre Starrheit und drücken die Rinde partiell ein. Dies führte zu nachfolgenden akuten Rindenschädigungen. Zu diesen Fabrikaten zählen auch das schmale gewebte Band „Balledur 33 F“ (22 mm Breite), die „Florifix“-Binder (polyäthylenumschäumter Draht, 10 und 15 mm Breite) sowie die LIBRE-Seil- und Systemjungbaumhalter, die alle vorzeitig entfernt werden mussten.

Nach sehr kurzer Versuchszeit versagten alle Baumbinder aus Vlies (z. B. „VARIOFLEX 35 B“, 30 und 50 mm Breite) und der „Klettband-Binder“ (30 mm Breite), da sie ebenfalls nicht formstabil bleiben, sich stark dehnen, rutschen und sehr schnell reißen.

Die Fabrikate „Florifix“, „HEWI-Spezialbaumhalter“ und der „GEFA-2000-Sicherheits­baumbindegurt“ mit 2 integrierten Edelstahldrähten wurden zwischenzeitlich vom Markt genommen, z. T. werden neuartige Ersatzprodukte angeboten.

Generell abzulehnen sind alle „wilden“ Baumbindematerialien. Es ist erschreckend, was Bäumen vor allem im Rahmen von AB-Maßnahmen zugemutet wird. Angefangen von verrottbaren und synthetischen Bindfäden, über ausgediente Garten- oder Feuerwehrschläuche, bis hin zu scharfkantigen schmalen Industrieverpackungsbändern und Rolladengurten wird alles nur mögliche gedankenlos oder aus falsch verstandener Sparsamkeit eingesetzt. Mir ist es unverständlich, daß ein solcher Baumfrevel nicht einmal von den Verantwortlichen registriert bzw. geahndet wird.

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Zusammenfassung

Bei der Verankerung und Bindung von Straßenbäumen sollte auf „billige“ Lösungen verzichtet werden, da sie den Erfolg von Baumpflanzungen von vornherein gefährden und durch notwendige Nachfolgekosten am Ende die teuersten sind. Es darf nicht darum gehen, die Belastungsgrenzen von Bäumen zu ergründen, sondern diesen möglichst gute Start- und Wachstumsbedingungen zu bieten. Für die Funktionserfüllung von Verankerung und Bindung sind ein fachgerechter Einbau mit geeigneten Materialien entscheidend.

Alle Baumbindungen müssen regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf rechtzeitig nachgearbeitet werden. Der Verankerungszeitraum hängt maßgebend von der Pflanzqualität des Baumes, den Wachstumsbedingungen am Endstandort sowie den Erfordernissen der Verkehrssicherungs­pflicht ab. Um statische Fehlentwicklungen und nachträgliche Schäden des Baumes zu vermeiden, müssen nach der Erfüllung der Verankerungsfunktion die Pfahlgerüste umgehend abgebaut werden.

Die Beurteilungen der Materialien beruhen nicht auf Einzelbeispielen, sondern resultieren aus zahlreichen Baumpflanzungen in Städten, Gemeinden, Gewerbegebieten und an regionalen bzw. überregionalen Straßen, v.a. in Sachsen-Anhalt.

Leider befinden sich in vielen Ausschreibungstexten auf der Grundlage des Standardleistungskataloges für Straßen- und Brückenbau, Leistungs-bereich Landschaftsbau, falsche bzw. missverständliche Formulierungen (z. B. STLB-Nr. 06/86/107.773, S. 91 – Baum mit Kokosstrick mit mindestens 3facher 8er Schlaufe binden!). Dies bedarf einer umgehenden Korrektur bzw. Neuformulierung.

Axel Schneidewind Fachbereichsleiter Garten- und Landschaftsbau

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Tabelle: Übersicht von Materialkosten ausgewählter Straßenbaumbindungen an einer 3-Bockverankerung
Produkt Breite in mm Materialkosten in DM
Kokosstrick, mittelstark 9 - 11 1,10
Kokosstrick, dick 13 - 15 2,21
Kokosflechtzopf, 5-fädig ca. 15 0,60
Kokosflechtzopf, 7-fädig ca. 18 0,75
Kokosflechtzopf, 9-fädig ca. 22 1,18
DAS BAND 30 3,53
DAS BAND 50 4,16
ELASTOFIX-Band 40 4,20
ELASTOFIX-Band 80 8,12
REEKU-Baumbinder 40 6,99
Baumgurt 30 30 1,42
Baumgurt 48 48 3,41
GEFA-2000 Baumbindegurt 33 2,42
GEFA-2000 Baumbindegurt 50 2,71
GEFA-2000 Sicherh.bindegurt m. Draht 50 8,57
LIBRE Jungbaum-Bindegurt 50 4,99
Hostalen-Strip 30 0,64
Hostalen-Strip 45 1,24
Kettenbinder Gr. 5 25 4,75
LIBRE System-Jungbaumhalter Gr. 1 50 9,90
LIBRE Seiljungbaumhalter, 3-Pfahl 50 21,50
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