Alleebaumsichtung an der LVA Quedlinburg

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Baumschulbetriebe des Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung

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Bundesgehölzsichtung: Alleebäume 1980 - 1998

Alleebaumsichtung

Ergebnisse und Ausblick im Arbeitskreis Gehölzsichtung

Bei keiner anderen Pflanzenart ist eine so langfristig vorausschauende Verwendungsplanung erforderlich wie bei Alleebäumen. Sorgfältig ist abzuwägen, welcher Baum an welchem Standort zu pflanzen ist. Das künftige Lichtraumprofil ist zu beachten. Von herausragender Bedeutung sind Widerstandsfähigkeit und erforderlicher Pflegeaufwand. Richtige Sortenauswahl vermeidet Folgekosten wie Schnittmaßnahmen oder gar Ersatzpflanzungen, die gerade im öffentlichen Grün problematisch sind. Oft werden neue Sorten frühzeitig in Sortimentslisten geführt, obwohl Erfahrungen zu deren Qualität noch nicht vorliegen.

Zielsetzung der Alleebaumsichtung

Bereits 1980 begann aus diesem Grund auf Initiative von Bund deutscher Baumschulen und Bundessortenamt eine langfristige Verwendungssichtung mit über 100 Arten und Sorten von Tilia und Acer an der Prüfstelle Scharnhorst des Bundessortenamtes. Diese Anpflanzung wurde 1987 und 1988 um Aufpflanzungen von Fraxinus, Sorbus, Pyrus und Crataegus ergänzt. In Absprache mit Alleebaumschulen und Verwendern im öffentlichen Grün wurde festgelegt, das Sichtungssortiment in einer Langzeitsichtung hinsichtlich Wuchsverhalten, Widerstandsfähigkeit, Einheitlichkeit und Sortenechtheit zu beschreiben. Ausgehend von den Erfahrungen waren weitere Sichtungen an mehreren Standorten anzulegen.

Herkunft der Sichtungspflanzen

Bei fast allen Arten und Sorten wurden mit der Aufpflanzung 1983 und 1987 Herkünfte aus mehreren Baumschulen in die Sichtung einbezogen, um zu beurteilen, ob bei einer Art oder einer Sorte, unterschiedliche Typen in Baumschulbetrieben produziert werden. Die Baumschule Ley stellte in den Jahren 1988 und 1989 dem Arbeitskreis das komplette Sichtungssortiment als Veredlung mit definierten Herkünften von Edelreis und Unterlage zur Verfügung, so dass die Sortenmerkmale an Pflanzen aus bekannten Herkünften beurteilt werden konnten.

Ergebnisse

Einheitlichkeit der Pflanzen

Bei sämlingsvermehrten Pflanzen einer Art wurde zwischen den Pflanzen eine deutlich sichtbare Variation der Merkmale festgestellt. Wuchsform, Aststellung oder Knospenfarbe waren bei den Pflanzen der Art von Acer platanoides, Acer pseudoplatanus, Tilia cordata und Tilia platyphyllos verschieden.

Bei Tilia waren fast alle Sorten aus den verschiedenen Herkünften einheitlich. Bei Acer platanoides war zu beobachten, daß die ersten Selektionen von 'Olmstedt', 'Cleveland' und 'Columnare' nicht bei allen Herkünften einheitlich waren. In der zweiten Anpflanzung waren die Sorten - bedingt durch fortschreitende Selektion - fast ausnahmslos einheitlich. Die Sichtungssortimente von Fraxinus und Sorbus sind durch eine sehr hohe Homogenität bei den verschieden Herkünften gekennzeichnet.

Frosthärte

Auch wenn die Winterfröste in den letzten zwei Jahren nicht sehr streng waren, bleibt festzustellen, daß niedrige Temperaturen in den Wintern 1995/1996 und 1996/1997 sehr starke, aber je nach Art unterschiedliche Frostschäden bewirkt haben. Bereits nach dem Winter 1987 war die Art Acer pseudoplatanus und deren Sorten aus der Anpflanzung 1980 nahezu vollständig abgestorben. Auch im neu angelegten Sichtungssortiment 1988 überlebten fast alle Acer pseudoplatanus die anschließenden strengen Winter nicht.

Bei Acer platanoides zeigten die Art und die Sorten 'Cleveland', 'Olmstedt' und 'Summershade' keine oder nur geringe Frostschäden, die mittlerweile wieder überwachsen sind. Die anderen in der Sichtung stehenden Sorten starben zwar nicht gänzlich ab, wurden jedoch aufgrund der starken Schäden gerodet. Arten und Sorten von Tilia, Sorbus, Pyrus und Crataegus zeigten keine Frostschäden. Bei Fraxinus konnten nur bei der Sorte F. angustifolia 'Raywood' Wuchsdepressionen aufgrund von Frosteinwirkungen festgestellt werden.

Mögliche Ursachen der Frostrisse

Im Winter 1987 und zum Jahresbeginn 1996 war am Sichtungsstandort Scharnhorst jeweils Ende März eine Witterung mit hoher Sonneneinstrahlung und tiefen Frosttemperaturen zu beobachten.
Bei den glattrandigen Bäumen wurde eine hohe Temperatur auf der Sonnenseite und Minustemperaturen auf der Schattenseite über mehrere Tage beobachtet. Die Folge war, daß aufgrund der Freisetzung von Spannungskräften während des Dickenwachstums der Stamm aufriß. Diese Stammrisse traten immer in Himmelsrichtung des höchsten Sonnenstandes auf. Pflanzen in einer Stammstärke von 25/30 cm und 30/40 cm zeigten diese Stammschäden. Hiervon waren bestimmte Sorten von Acer platanoides betroffen. Acer pseudoplatanus war unter diesen Witterungsbedingungen generell gefährdet und starb in der ersten und zweiten Anpflanzung ab.

Alleebaumsichtung an der LVA Quedlinburg
- Untersuchungen zu Baumbindung, Verankerung und Stammschutz

An der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Technik des Landes Sachsen-Anhalt konnte ein umfangreiches Alleebaumsortiment mit vielen marktgängigen Arten und Sorten beispielhaft aufgepflanzt werden, um Wuchsverhalten und Verwendungswert an einem zweiten Standort beurteilen zu können. Darüber hinaus wurden praxisnahe Themen wie Alternativen zur Baumbindung, Verankerung und Stammschutz an der LVA Quedlinburg in die Alleebaumsichtung mit eingezogen, über die bereits in der Fachpresse berichtet wurde. Zukunftsweisende Sortimente werden auch für künftige Alleebaumsichtungen an der LVA Quedlinburg und an der BSA Prüfstelle Scharnhorst heranwachsen.

Alleebaumsichtung an der LVA Quedlinburg

Ausgehend von den bisherigen Sichtungsergebnissen wurde in mittlerweile acht Städten in Zusammenarbeit mit der ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter (GALK) ein Härtetest mit bewährten und neuen Sorten angelegt, um Alleebäumen unter Echtstandortbedingen zu bewerten. Dieser Test läuft Ende 2000 aus. Die Ergebnisse wurden bereits bei der Überarbeitung der GALK-Straßenbaumliste berücksichtigt.

Langzeitversuch zur Frosthärte

Ein Langzeitversuch mit der Art Acer platanoides und drei Sorten wurde 1998 an den Standorten Scharnhorst und Quedlinburg aufgepflanzt, um den Einfluß eines Stammschutzes zu prüfen. Die Alleebaumschulen Lappen und Ley stellten hierzu definierte Herkünfte aus der jeweiligen Produktion dem Arbeitskreis Gehölzsichtung zur Verfügung.

Sichtungsvorhaben Bergahorn

Aufgrund der problematischen Ausfälle bei Bergahorn ist die Verwendungseignung dieser Art schwierig zu beurteilen. Einige Sorten sind zwar seit längerem bekannt, jedoch wiesen diese in der Sichtung, an Stadtstandorten oder in der freien Landschaft starke bis sehr starke Frostschäden in den letzten Jahren auf. Einige Sorten reagierten mit Totalausfällen. Um nun die Diskussion zur Verwendung von Bergahorn als Allee- oder Straßenbaum wieder zu beleben, wurde im Arbeitskreis Gehölzsichtung beschlossen, an vier Standorten in Deutschland Sämlingsherkünfte aus mehreren Herkünften einer Langzeitsichtung zu unterziehen. Sechs Sämlingsherkünfte mit je 50 Pflanzen, die von der Firma Geigle zur Verfügung gestellt wurden, konnten 2000/2001 an den Standorten Weihenstephan, Veitshöchheim, Scharnhorst und Quedlinburg aufgepflanzt werden.


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